Das Klo des Schreckens

Es sah aus wie ein gewöhnliches Waschbecken. Sie untersuchten jeden Zentimeter, innen und außen, und auch die Rohre darunter. […]

„Der Hahn hat nie funktioniert“, sagte Myrte munter, als sie ihn aufdrehen wollten.
„Harry“, sagte Ron. „Sag was. Etwas in der Parselprache“

Und das tat ich. Leider ohne Wirkung. Zugegeben, es war ein wenig peinlich, als ich im Jungenklo von St. Cordula vollkommen perplex vor eben jenem, nicht funktionierenden Wasserhahn stand und ein Geistesblitz im Kopf zuckte. Der Wasserhahn war mir vorher nie aufgefallen, was vielleicht auch daran liegt, dass die Toiletten in der Mühle und im Kloster doch viel schöner sind. Wenn man von so etwas denn überhaupt reden kann.

Den Zugang zur Kammer des Schreckens jedenfalls habe ich nicht gefunden. Vielleicht ist der ja wirklich im Mädchenklo und dieser Wasserhahn muss einfach nur mal repariert werden. In der nächsten Redaktionssitzung schicke ich auf jeden Fall  ein paar Redakteurinnen zur Recherche – die haben sicherlich mehr Glück.

Goodbye

„Es bleiben mir nur noch fünf Tage. Fünf Tage an dem Ort, an dem ich einen Platz hatte, an dem Ort, an dem ich nicht nur irgendjemand war.“

Schule. Ich erinnerere mich daran, im Kindergarten mit meinen besten Freunden „Mutter, Vater, Kind“ zu spielen. Täglich gab es Streit darum, wer das große Schulkind spielen durfte. Die Einschulung wurde sehnlichst herbeigesehnt. Die Begeisterung hielt jedoch nicht lange… Ich gebe zu, ich war eine dieser komischen Schülerinnen, die eigentlich ganz gern zur Schule ging. Aber die Begeisterung, mit der ich auf die Schulzeit hingefiebert hatte, hielt nicht lange an. Jetzt ist sie wieder da. Warum? Es bleiben mir nur noch fünf Tage. Fünf Tage an dem Ort, an dem ich einen Platz hatte, an dem Ort, an dem ich nicht nur Irgendjemand war. Die Stimmung im Jahrgang über das immer schneller herannahende Ende der Kursphase geht auseinander – zum einen gibt es die Melancholiker, zu denen ich mich selbst zähle. Bei jeder passenden Gelegenheit seufzen wir auf und fragen uns: „Das soll jetzt wirklich vorbei sein?“. Glücklicherweise gibt es aber auch noch die Anderen – diejenigen, die diesem Ort laut eigener Aussage nicht schnell genug den Rücken zukehren können.

Es ist eine komische Veranlagung des Menschen, die Dinge, die er verliert, plötzlich so viel mehr wertzuschätzen. Lehrer erscheinen plötzlich in einem anderen Licht – all die Dinge, über die man sich einst zur Weißglut ärgerte: Subjektive Notenvergabe, mangelndes Empathievermögen, fehlendes Engagement und Interesse, oder auch ungleiche Behandlung der Schüler. All das tritt in den Hintergrund, auf einmal sieht man nur noch die positiven Seiten. Na gut, vielleicht nicht NUR die positiven. Aber so gut wie.

Der letzte Schulgottesdienst, das letzte Mal hören, dass „ein Sanitäter sofort ins Sekretariat“ kommen soll oder die Unterstufenklassen sehen, die sich vor ihrer Chorstunde in zwei Reihen vor Cordula aufreihen, um wenig später viel zu euphorisch altbekanntes wie „Ein Jäger jagt ein wildes Schwein“ oder „Wo Menschen sich vergessen“ einzuüben. Das letzte Mal den typischen Klostergeruch einatmen – eine Mischung aus Lack, Essen und altem Gebäude.

Die Klausurenphasen, die Streitereien und Machtkämpfe: auf all das kann man natürlich verzichten. Es ist ja auch nicht so, als hätten wir keinen Grund, uns zu freuen. 13 Jahre Schule hinter sich gebracht haben, endlich mal sein eigenes Ding machen können, sich nicht mehr vorschreiben lassen, wie genau man was zu tun hat. Die Zukunft bietet so viele Möglichkeiten und es ist aufregend, einen neuen Lebensabschnitt zu beginnen.

Aber die kleinen Dinge, der Sauerkrautsalat in der Mensa, das Rauschen des Mühlengrabens, das morgendliche Beten und all die Details, die das tägliche Schulleben bereichern – die werden fehlen.Ich bin gerne Schülerin der Ursulinenschule, bin es immer gerne gewesen. Auch wenn nicht immer alles einem Märchen glich und ich an manche Grenze stieß, werde ich sicher immer mit Freude auf die letzten neun Jahre zurückblicken.

Ich hatte geplant, während meines letzten Schuljahrs regelmäßige Beiträge für diese Kolumne zu verfassen. Doch die Zeit hat mich überrascht, alles ging unheimlich schnell vorbei.

Ich sage hiermit also Danke und verabschiede mich 🙂

Ponitifi, Pontifika, Pontifikalamt

Das war’s. Der große Tag, auf den Orchester, Chor und zahlreiche Lehrer schon lange hin gearbeitet haben. Das Jubiläumsjahr ist offiziell eingeläutet.

Es kehrt also wieder so etwas wie Alltag ein. Die Mitglieder des Orchesters nehmen nach einer Woche, die scheinbar ausschließlich aus Proben bestand, wieder am Unterricht teil; in der Sporthalle findet wieder Sportunterricht statt. Und dennoch hängt das Gefühl noch nach. Mit dem Einläuten des Jubiläumjahres durch das Pontifikalamt beginnt ein ganz neuer Abschnitt. 300 Jahre gab es die Ursulinenschule schon, weitere sollen folgen – das versicherten die Redner am vergangenen Montag immer wieder in Hinblick auf die positive Zusammenarbeit in der Vergangenheit.

Doch was bleibt? Die Schüler sitzen in Klassenräumen und Unterricht findet wieder planmäßig statt. „Geschmack machen“ sollte das Pontifikalamt auf ein so besonderes Jahr einer traditionsreichen Schule. Geplante Veranstaltungen gibt es in diesem Jahr viele, darunter natürlich auch die berühmt-berüchtige Fahrt der ganzen Schulgemeinschaft nach Rom. Kollegium, Mitarbeiter und Schüler fahren als eine geschlossene Gesellschaft in die ewige Stadt, mit sich tragen sie ein Gefühl von Verbundenheit und blicken zurück auf die Vergangenheit einer Schule, die geschlossen und wieder geöffnet wurde,von Mädchen- zur Jungenschule wurde und im Endeffekt dann doch etwas ganz besonderes ist.

300 Jahre Ursulinenschule gab es schon, es folgt zunächst ein weiteres, ganz besonderes Jahr unter dem Leitmotiv der Angela Merici – „Haltet euch an den alten Weg und lebt ein neues Leben“. Man kann nur hoffen, dass sich dieses Gefühl nicht zwischen dem Stress über Klausuren und Termine nicht verliert. Wir drücken die Daumen.

Die Ruhe vor dem Sturm

Wir kommen gerade aus den Ferien, dennoch ist es da- dieses „Feriengefühl“.

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Das heißt, wir Schüler lassen es uns im Moment richtig gut gehen. Die meisten Schulstunden verbringt man damit, Klassenarbeiten und Noten zu besprechen. Die nächsten Klausuren liegen noch in weiter Ferne, durch die Präsentationsprüfungen der 10R Klassen kommt es zu vielen Vertretungsstunden. Verstärkt wird dieses Entspannungsgefühl nur noch von dem dicken Schnee, der scheinbar sämtliche Aufregung und sämtlichen Prä-Abi-Stress überdeckt. Jegliche, nicht unbedingt notwendige Anstrengungen werden gemieden.

Während die Lehrer scheinbar hektisch von hier nach da laufen, unablässig davon reden, bis wann sie ihre ‚Sticks‘ mit den Noten abgeben müssen und nebenher noch den Festakt zur Eröffnung des Jubiläumsjahrs planen, sind wir ganz gelassen.

The Ursulinen Way of Life

Letztes Jahr um diese Zeit trudelten auf unserer Website regelmäßig Berichte aus den Vereinigten Staaten ein: Niklas berichtete aus Moorhead, wir waren begeistert.

Meine Idee: Während meines letzten halben Jahres an dieser Schule darüber zu berichten, wie es ist, Ursulinenschülerin zu sein. Was macht uns besonders? Oder auch nicht besonders? Ich werde versuchen, eine Ansammlung von Ausschnitten zu schaffen, die vielleicht genau davon einen Eindruck geben können.

Beginnen wir an einem gewöhnlichen Schultag. Erste Stunde, Gottesdienst. Eigentlich sind wir nach Jahrgangsstufen unterteilt, aber heute haben sich überraschenderweise sowohl Ober- als auch Unterstufe in der Klosterkirche eingefunden- zumindest der katholische Teil der Schüler. Herr Kämpf, unser Kaplan, ist verständlicherweise etwas überrascht angesicht lauter 5- und 6- Klässler, die sich in den Bänken tummeln. Eigentlich wollte er heute mit uns über Beziehungen reden, da muss wohl ein bisschen improvisiert werden. Was interessant ist: Man ist es als Oberstufenschüler gar nicht mehr gewöhnt, „die Kleinen“ überhaupt zu Gesicht zu bekommen. Wir bevorzugen es, uns in der wunderschönen Mühle oder in der Cafeteria zu verschanzen. Manchmal fühlt man sich dann, wenn man zum Beispiel durch den engen verwinkelten Gang im Kloster geht und plötzlich fast von kreischenden 12-jährigen umgeworfen wird, ziemlich alt.

Ein anderer Tag. Allerdings nicht irgendeiner, nein, der Tag! Der langersehnte Spendenlauf findet statt. Eine Gelegenheit, mal die ganze Schule auf den Beinen zu sehen, Frau Anders und Herrn Dietrichkeit beim Sackhüpfen zuzuschauen, die Jungen zu bewundern, die scheinbar einen riesen Gefallen daran finden, 2 Stunden non-stop zu sprinten und dann immer noch nicht müde auszusehen.

Eine bunte Mischung. Mädchen, die es verstehen, auch in Jogginghose chic auszusehen, Lehrer in Fjällräven Jacken, eifrige Stempelsammler und natürlich die, die eigentlich überhaupt keine Lust haben. Alle gehören irgendwie dazu.